veröffentlich am 17.07.2025 -
Rechtsanwältin Mihriban Bircan-Paul
Warum ein rechtssicherer Arbeitsvertrag für Arbeitgeber so wichtig ist
Der Arbeitsvertrag ist die Grundlage jedes Beschäftigungsverhältnisses …
Der Arbeitsvertrag ist die Grundlage jedes Beschäftigungsverhältnisses – und gleichzeitig
eine
Risikozone für Arbeitgeber, wenn er unvollständig oder fehlerhaft formuliert ist.
Mit dem
Nachweisgesetz, der aktuellen
BAG-Rechtsprechung und der zunehmenden
Digitalisierung steigen die Anforderungen an eine rechtssichere Gestaltung.
Veraltete Musterverträge reichen längst nicht mehr aus.
Häufige Fehler in Arbeitsverträgen
- Verwendung veralteter Formulare
- Unklare Regelungen zur Arbeitszeit oder mobilen Arbeit
- Fehlende oder unwirksame Ausschlussfristen
- Unwirksame Befristungsklauseln
- Pauschale Verweisung auf Tarifverträge
- Keine Vereinbarung zu Überstundenvergütung
- Wettbewerbsverbote ohne Karenzentschädigung
Die Folge: Hohe Haftungsrisiken, Prozessverluste und unnötige Nachzahlungen.
Was muss in einem Arbeitsvertrag geregelt sein? – Die
gesetzlichen Mindestanforderungen
Nach § 2 Nachweisgesetz müssen u. a. folgende Punkte zwingend schriftlich
festgehalten werden:
- Name und Anschrift der Vertragsparteien
- Beginn des Arbeitsverhältnisses
- Arbeitsort und ggf. Hinweis auf wechselnde Einsatzorte
- Tätigkeitsbeschreibung
- Zusammensetzung & Höhe des Arbeitsentgelts
- Arbeitszeit (auch Ruhezeiten!)
- Dauer des Urlaubs
- Kündigungsfristen
- Hinweise auf anzuwendende Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen
7 typische Fehler in Arbeitsverträgen
1. Überstundenregelung
Eine pauschale „Abgeltung mit dem Gehalt“ ist
>regelmäßig unwirksam (vgl. BAG, Urt. v.
01.09.2010 – 5 AZR 517/09).
2. Ausschlussfristen
Diese scheitern häufig an formalen, inhaltlichen oder gesetzlich nicht berücksichtigten
Anforderungen, was ihre Wirksamkeit insgesamt gefährden kann.
3. Regelung zur mobilen Arbeit & Homeoffice
Seit der Pandemie gilt:
Flexible Arbeitsorte sind Standard geworden.
Klare Regeln zu Erreichbarkeit, Arbeitszeit, Datenschutz & Kostentragung vermeiden spätere
Konflikte.
4. Rückzahlungsklauseln (z. B. bei Fortbildungen)
Solche Klauseln sind
nur bei berechtigtem Interesse und wirksamer
Bindungsdauer zulässig.
Formulieren Sie individuell und vermeiden Sie pauschale Formulierungen.
5. Nebentätigkeiten
Erlauben Sie Nebentätigkeiten nur mit vorheriger Zustimmung, aber
verweigern Sie diese
nur bei berechtigtem Interesse (z. B. Wettbewerbsgefahr, Überlastung).
6. Datenschutz & Verschwiegenheit
Regeln Sie den Umgang mit vertraulichen Informationen, insbesondere bei Außendienst oder
Kundenkontakt.
Hinweis auf DSGVO & Verschwiegenheitspflicht schützt vor Datenpannen.
7. Wettbewerbsverbot (nachvertraglich)
Nachvertragliche Wettbewerbsverbote sind oft unwirksam, weil sie ohne angemessene
Karenzentschädigung vereinbart oder nicht rechtskonform dokumentiert werden. Häufig fehlt
es an einer ausgewogenen Interessenabwägung, was zur Unverbindlichkeit der gesamten
Klausel führt.
Wann ist eine Befristung wirksam?
Befristete Arbeitsverträge (§ 14 TzBfG) unterliegen strengen Regeln:
- Sachgrundbefristung z. B. bei Elternzeitvertretung, Projektarbeit
- Sachgrundlose Befristung nur bis max. 2 Jahre, max. 3 Verlängerungen
- Achtung bei Anschlussverträgen – sie führen oft zur automatischen Entfristung.
Checkliste: So gestalten Sie Arbeitsverträge rechtssicher
✅ Anwaltlich vorbereitete Muster verwenden
✅ Arbeitszeit, Pausen & Arbeitsort klar definieren
✅ Überstundenregelung & Vergütung transparent regeln
✅ Ausschlussfristen rechtssicher formulieren
✅ Datenschutz & Verschwiegenheit regeln
✅ Wettbewerbsverbote mit Entschädigung absichern
✅ Regelung zur mobilen Arbeit und IT-Ausstattung ergänzen
Praxis-Tipp für Arbeitgeber
Arbeitsverträge sind keine „reine Formsache“, sondern
rechtlich hochrelevante
Risikodokumente.
Lassen Sie Ihre Verträge
regelmäßig prüfen und an aktuelle Rechtsprechung anpassen,
insbesondere bei:
- Gesetzesänderungen (z. B. NachwG, MiLoG, TzBfG)
- Homeoffice-Regelungen
- Kündigungsschutz & Freistellungsklauseln
- neuen Beschäftigungsformen (z. B. Werkstudenten, Freelancer, Remote Work)
Fazit: Arbeitsverträge sind kein Copy-Paste-Dokument
Veraltete oder fehlerhafte Vertragsmuster kosten Unternehmen viel Geld. Sei es durch
Lohnnachzahlungen, unwirksame Kündigungen oder verlorene Prozesse.
Wer hier sauber arbeitet, senkt Risiken und sorgt für ein professionelles Arbeitsverhältnis von
Anfang an.
Jetzt Arbeitsverträge rechtlich prüfen oder erstellen lassen
ETIQUE Legal – Rechtsanwältin Bircan-Paul als Expertin für Arbeitsrecht auf
Arbeitgeberseite.